Eltern und Kind


Hintergrundwissen Geburt und Wochenbett

Der Mutterkuchen

Der Mutterkuchen (Plazenta) ist ein Wunder der Natur: Er koppelt den mütterlichen Blutkreislauf mit dem des Kindes. Durch ihn gelangen Sauerstoff, alle Nährstoffe, aber auch Abwehrstoffe von der Mutter zum Kind, ohne dass das mütterliche Blut mit dem kindlichen Organismus direkt in Berührung kommt. Denn dies hätte tödliche Abstoßungsreaktionen zur Folge, da Mutter und Kind trotz ihrer Verwandtschaft immunologisch völlig unterschiedliche Organismen sind.

Bei der Geburt wiegt der Mutterkuchen etwa 500 g und hat ~ 20 cm Durchmesser. Er wird kurz nach der Geburt des Kindes zusammen mit der Nabelschnur als Nachgeburt ausgestoßen. Nabelschnur und Mutterkuchen enthalten große Mengen wertvoller Blutbestandteile, u. a. äußerst vitale Blutstammzellen, die für Krebstherapien, z. B. bei Leukämien eingesetzt werden, um Leben zu retten (Blutstammzelltransplantation). Deshalb bitten viele Kliniken die Mütter, das Nabelschnurblut zu spenden. Es wird in einer Nabelschnurblutbank gelagert.

Damit der Austausch funktionieren kann, ist der Mutterkuchen zweigeteilt – in einen mütterlichen und einen kindlichen Teil. Aus den Blutgefäßen der Mutter fließt mit Nährstoffen und Sauerstoff angereichertes Blut in viele winzige Kanalbecken des Mutterkuchens (intervillöse Räume).

Der kindliche Anteil enthält gewebige Ausstülpungen (Zotten), die in diese Kanalbecken hineinragen. Kleinste Blutgefäße der Zotten nehmen Nährstoffe und Sauerstoff wie ein Schwamm aus den Kanälen auf.

Damit ein Blutkreislauf zustande kommt, gibt es drei Blutgefäße, zwei Nabelarterien und eine Nabelvene. Diese befinden sich in der Nabelschnur, die den Mutterkuchen mit dem Kind verbindet. Das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut der Zotten vereinigt sich in der Nabelvene und gelangt von dort unter Umgehung der Leber in den Blutkreislauf des Kindes. Die beiden Arterien führen das nährstoff- und sauerstoffarme Blut des Embryos zurück zu den Zotten. Die Nabelschnur ist also nicht direkt an ein Blutgefäß der Mutter angeschlossen.

Der Mutterkuchen produziert darüber hinaus das Schwangerschaftshormon Beta-HCG und ab dem 4. Schwangerschaftsmonat zusätzlich Progesteron, nachdem der Gelbkörper im Eierstock die Produktion eingestellt hat. Beide Hormone sind für das Kind lebensnotwendig; fallen sie aus, droht eine Fehlgeburt.

Geburtsvorbereitung

Für werdende Eltern gibt es viele Möglichkeiten, sich auf die Geburt einzustimmen. Geburtsvorbereitungskurse sind ein besonders gutes Angebot. Gerade beim ersten Kind helfen die Kurse, Sicherheit zu gewinnen, indem sie

  • Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett vermitteln
  • Atemtechniken einüben, die helfen, die Wehen leichter zu überstehen
  • Bewegungsmuster vermitteln, um mit Schmerzen besser zurechtzukommen. Auch diverse Positions- und Haltungswechsel während der Geburt werden geübt.
  • Kontakt mit anderen Schwangeren ermöglichen; Probleme, Unsicherheiten und Ängste lassen sich so leichter austauschen und besprechen.

Ein weiterer positiver Punkt betrifft die Männer: Sie stehen ihrer Rolle als zusätzlicher „Geburtshelfer“ zunächst hilflos gegenüber. Im Geburtsvorbereitungskurs, wo ihre Teilnahme meist während einiger Stunden gefragt ist, erfahren sie die Grundlegendes darüber, wie sie im Kreißsaal ihre Partnerin unterstützen können.

Sondertext: Papa im Kreißsaal: ja oder nein?

Ein Vorbereitungskurs besteht aus 14–20 Stunden. Gesetzliche Krankenkassen zahlen zurzeit allerdings nur 14. Eine Probestunde ist eine gute Möglichkeit herauszufinden, ob einem die Geburtsvorbereitung bei einer bestimmten Hebamme gefällt. Denn die Persönlichkeit der Hebamme und ihre Ausrichtung – ob rein schulmedizinisch, fernöstlich- oder westlich-alternativmedizinisch – beeinflusst natürlich das Wohlbefinden und die Zufriedenheit mit den Kursstunden.

Weiterführende Informationen

  • www.gfg-bv.de – Gesellschaft für Geburtsvorbereitung e. V., Berlin: Mit Adressen zu Kursangeboten.
  • I. Albrecht-Engel (Hrsg.): Geburtsvorbereitung. Rowohlt, 2006. Ratgeber, der für die Zeit vor und nach der Geburt verständliche und einfühlsame Informationen und Hilfestellungen bietet.

Wo und wie gebären?

„Oh Gott, ich glaube, es geht los!“ Mit diesem Satz läuten Schwangere in Film und Fernsehen für gewöhnlich den Geburtsbeginn ein. 50 Sekunden später erscheinen dann ein frisch geborenes Kind und eine strahlende Mutter auf der Leinwand.

Im wahren Leben dauert die Geburt (meist) länger und ist anstrengender: Beim ersten Kind muss man im Durchschnitt mit 12 Stunden rechnen, ab dem zweiten Kind mit 8 Stunden. Es gibt aber erhebliche Ausreißer – Sturzgeburten mit weniger als einer Stunde kommen bei Mehrgebärenden genauso vor wie Geburten von über 24 Stunden bei Erstgebärenden. Jede sechste Geburt schließlich muss durch eine ungeplante geburtshilfliche Operation beendet werden, also durch Zange, Saugglocke oder Kaiserschnitt.

Demgegenüber stehen die vielen hunderttausend Geburten, die in guter Atmosphäre und ohne Komplikationen verlaufen. Dann werden die ersten Minuten, in denen man das Neugeborene zum ersten Mal in Händen hält, einfach nur als überwältigendes Glück empfunden. Geburten schreiben alle ihre eigenen Geschichten, und es ist kein Wunder, dass Frauen sie im Rückblick oft als „Wendepunkte“ in ihrem Leben wahrnehmen.

Von einer „normalen“ oder physiologischen Geburt spricht der Mediziner übrigens, wenn ein Kind zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht von 2 500 bis 4 000 g, dem Hinterkopf zuerst und der Nase in Richtung Steißbein der Mutter (vordere Hinterhauptlage) ohne geburtshilfliche Unterstützung auf die Welt kommt.

Kreißsaal oder Geburtshaus?

Verständlich ist die Sehnsucht, alles zu tun, um diesem Glück einer normalen Geburt ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Doch hier tut sich ein Konflikt auf, der gerade in Deutschland mitunter die Züge eines Kulturkampfs angenommen hat:

  • Gilt die größte Sorge der Vermeidung von Komplikationen und der Schaffung bestmöglicher Reaktionsmöglichkeiten bei Problemen aller Art …? – Dies ist das Konzept der etablierten krankenhausorientierten Geburtshilfe mit dem Ergebnis des High-Tech-Kreißsaals und der perfektionierten Überwachung von Herz- und Wehenfunktion bei Mutter und Kind.
  • … oder soll die Geburt nicht viel mehr zum positiven Erlebnis werden ohne alle schulmedizinischen Insignien wie OP-Lampen, Infusionsständer und ständiges Kommen und Gehen des medizinischen Personals? – Dies ist die Position vieler Hebammen, aber auch alternativmedizinisch denkender Frauen und Männer. Sie fordern, die normale Geburt ambulant in einem Geburtshaus oder als Hausgeburt durchführen zu können.

Familie Dres. med. Claudia und Arne Schäffler, Augsburg
Die Wassergeburt hält in immer mehr Kreißsälen Einzug. Viele Gebärende erleben sie als nützlich und wohltuend – nicht nur wegen des entspannenden Wassers, sondern auch, weil die Badewannenwand mehr Möglichkeiten zum Abstützen bei den Presswehen bietet als das Kreißsaalbett. Das Foto zeigt ein noch nicht abgenabeltes Neugeborenes unmittelbar nach der Geburt. Durch den angeborenen Greifreflex klammert es sich intuitiv an der Mutter fest. Ein weiterer angeborener Reflex verhindert übrigens auch, dass das Kind bereits im Wasser der Wanne zu atmen beginnt und so Wasser in die Lunge dringt.

Die Auseinandersetzung über den richtigen Weg bzw. Ort ist inzwischen mindestens 30 Jahre alt. Sie wurde nicht überall so verbissen geführt wie in Deutschland – in Österreich und der Schweiz etwa stehen durch die geringe Besiedlungsdichte und die oft schwierigen Verkehrsverhältnisse nur wenige Hebammen für Hausgeburten zur Verfügung. Aber inzwischen haben sich auch in Deutschland beide Seiten aufeinander zu bewegt.

Kaum ein Krankenhaussektor hat sich in Deutschland so verändert wie die Kreißsäle: Architektur, Service, aber auch die Einstellung von Hebammen und Ärzten gegenüber ihren „Kundinnen“ haben sich vielerorts radikal gewandelt – und zwar deshalb, weil nur Krankenhäuser, die sich an die Wünsche der Frauen angepasst haben, eine zufriedenstellende Auslastung halten können und dadurch Vorteile in der Konkurrenzsituation mit anderen Kliniken haben.

Viele Hebammen (und Mütter) haben erfahren, dass das früher propagierte Konzept der Hausgeburten in der Praxis auf Grenzen stößt. Geburtskomplikationen und die sich daraus ergebenden Probleme sind, so die Lebenserfahrung, nicht immer beherrsch- und berechenbar, sodass schließlich in aller Eile der Notarztwagen gerufen werden muss – mit dem Risiko, zu spät im Krankenhaus anzukommen. Es gab auch Fälle, dass Kinder die Geburt nicht überlebten, weil die auf eine „natürliche“ Geburt eingestellte Gebärende die Zustimmung zum vorsorglichen Not-Kaiserschnitt verweigert hatte. Auch bleibt die Schmerzbekämpfung bei häuslichen und ambulanten Geburten nicht selten unbefriedigend, weil die PDA als wirksamste Maßnahme zu Hause nicht zur Verfügung steht.

Vieles spricht also dafür, dass sich die Frauenkliniken weiterentwickeln, neue Wege finden, um die Geburt mit und trotz aller Medizintechnik zu einem positiven Erlebnis zu machen.

Einen neuen Weg bieten Beleghebammen: Durch selbstständige Beleghebammen liegt die ganze Geburt in einer Hand. Sie betreuen „ihre Mütter“ von Beginn der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes. Die Stunden vor der Geburt verbringt die Hebamme bei der Schwangeren und ihrem Partner, wenn möglich zu Hause. Sobald es an der Zeit ist, in die Klinik zu gehen, informiert die Beleghebamme die Klinik und kommt gemeinsam mit der werdenden Mutter und deren Begleitperson ins Krankenhaus, um dort die Geburt zu leiten. Die Hebammen sind ähnlich wie Belegärzte an eine Klinik gebunden – das Kind kommt also dort zur Welt.

Wahlrechte konsequent nutzen

Solche Angebote sind noch lange nicht überall verfügbar. Auch die Strukturen im Krankenhaus bieten immer noch viel Anlass zu Kritik. Umso wichtiger ist es, das bestehende Wahlrecht konsequent zu nutzen und dorthin zu gehen, wo die Atmosphäre, aber auch die Dienstpläne und die Kommunikation stimmen.

Viele Kliniken bieten inzwischen Führungen an, um den werdenden Eltern einen Eindruck zu vermitteln und Entscheidungshilfen zu bieten. Wichtiger als solche „Shows“ sind aber die Antworten auf kritische Rückfragen und Gespräche mit Frauen, die an der entsprechenden Einrichtung schon entbunden haben.

Um herauszufinden, ob die Wunschklinik, die beispielsweise in der Nähe des Wohnorts liegen könnte oder die durch eine besonders gut gelegene Fahrstrecke zu erreichen ist, solche Führungen oder Informationsveranstaltungen anbietet, hat man die Möglichkeit, sich telefonisch mit der Pforte des jeweiligen Hauses kurz abzusprechen oder auf der Website der Klinik zu recherchieren. Üblicherweise lassen sich darüber sämtliche Sonderveranstaltungen, die ein Haus bietet, schnell und unproblematisch in Erfahrung bringen. Dort lässt sich beispielsweise auch herausfinden, ob es ein Stillcafé oder andere für Mütter interessante Initiativen wie Babyschwimmen oder Babygymnastik gibt.

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